Professor Dr. Thomas Frieling
Klinikum Krefeld
Die Leber wiegt circa 1,4 bis 1,8 Kilogramm und
ist nach der menschlichen Haut das schwerste Körperorgan.
Sie liegt im Oberbauch unter dem Zwerchfell und verfügt
neben dem normalen Gefäßnetz aus Arterien und Venen
zusätzlich über ein Pfortadersystem.
Die Leber wird von 28 % des Blutflusses durchströmt und
verbraucht etwa 20 % des gesamten Körpersauerstoffes. Den
Blutzustrom erhält sie einerseits von den Blutgefäßen,
die nährstoffreiches Blut vom Darm transportieren, wodurch
die Nahrungsbestandteile sofort weiterverarbeitet werden können.
Zum Anderen erhält sie sauerstoffreiches Blut aus den Arterien
des großen Kreislaufs.
Nach dem Durchströmen der Leber gelangt das Blut beider
zuführender Systeme zurück in den großen Kreislauf,
von wo es über das Herz verteilt wird. Die von der Leber
produzierte Gallenflüssigkeit gelangt über das Gallengangsystem
in den Darm. Auf diese Weise werden einerseits Abbauprodukte
und Giftstoffe in den Darm abgeleitet und zum anderen die Verdauung
unterstützt.
Aufgrund ihrer vielfältigen Aufgaben nimmt die Leber eine
zentrale Stellung im Körper ein. So steuert die Leber den
Abbau stoffwechseleigener und stoffwechselfremder Substanzen
und hat zentrale Aufgaben im Rahmen der Aufnahme und Verwertung
von Nahrungsbestandteilen. Zusätzlich sorgt sie für
die Bereitstellung lebenswichtiger Eiweißstoffe und greift
regulierend in das Immunsystem und die Hormone ein.
Homöostase |
Glukose, Eiweiße, Fette, Hormone, Vitamine |
Produktion |
Eiweiße (Albumin), Gerinnungsfaktoren,
Transportproteine, Gallensäuren, Cholesterin |
Speicherung |
Vitamine, Cholesterin, Transportproteine,
Spurenelemente |
Abbau/Ausscheidung
von Stoffen |
Entgiftung von Fremdstoffen (Medikamente,
Toxine), Umwandlung in wasserlösliche Stoffe, Ausscheidung
über Niere und Galle |
Bildung & Abgabe (Drüse)
|
Cholesterin, Gallensäuren, Phopholipide,
Bilirubin, Bildung (Somatomedine) von Hormonen, Abbau (Sexualhormone,
Insulin, Glukagon, Wachstumshormon) von Hormonen, Aktivierung
(Vitamin D, Schilddrüsenhormone) von Hormonen |
Filterfunktion
|
Aminosäuren, Zucker, Fette, Bilirubin,
Gifte aus dem Darm, Gallensäuren, IgA, Medikamente |
Immunologische Funktionen
|
Unspezifische Abwehrmechanismen (Viren, Bakterien,
Tumorzellen), IgA Sekretion, Kupffer Zellen (Phagozytose),
Verstärkung spezifischer Abwehrmechanismen |
Die Leber als Drüse
Die Leber ist die größte Verdauungsdrüse
und produziert pro Tag etwa 600 ml Gallesaft. Hierdurch werden
Fremdstoffe oder Abbauprodukte des Organismus in den Darm geleitet.
Die im Gallesaft enthaltenen Gallesäuren fördern die
Verdauung und die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung. Zusätzlich
kann die Leber eine Reihe von Hormonen selbst bilden und ist
bei der Aktivierung von Hormonen, wie z.B. Vitamin D oder den
Schilddrüsenhormonen beteiligt.
Die Leber greift in die hormonelle Steuerung des Organismus
auch durch den Abbau von Hormonen, wie z.B. der Sexualhormone,
des Insulins, oder des Wachstumshormon ein.
Die Leber und die Produktion
lebenswichtiger Eiweißstoffe
Die Leber produziert viele Eiweißstoffe, ohne die
der Organismus nicht lebensfähig ist. Hierzu zählen
z.B. das Albumin, dessen wasserbindende Eigenschaft das Blut
in den Gefäßen hält. Albumin ist zudem ein sehr
wichtiges Transportprotein. Daneben werden eine Reihe von spezifischen
Transportproteinen produziert, die z.B. Hormone zu den Zielzellen
im Körper tragen. Weiterhin werden eine Reihe von Blutgerinnungsfaktoren
gebildet, ohne die eine Blutstillung nicht möglich ist.
Die Leber und der Abbau/die
Ausscheidung von Stoffen
Die Leber baut Fremdstoffe im Körper ab oder wandelt
sie in ungiftige Substanzen um. Hierbei wandelt sie nicht-wasserlösliche
Stoffe in eine wasserlösliche Form um. Diese können
dann entweder über die Galle, oder über die Nieren
ausgeschieden werden. So wird der rote Blutfarbstoff Hämoglobin
in Bilirubin abgebaut, über das Gallengangsystem in den
Darm geleitet und nachfolgend mit dem Stuhl ausgeschieden. Der
Ausfall dieser Leberfunktion führt zum Rückstau des
Bilirubins und einer Gelbfärbung der Haut und der Augen
(Ikterus).
Die Leber und die Verwertung
von Nahrungsbestandteilen
Die Leber steuert die Regulation des Glucose-, Fett- und
Eiweißstoffwechsels. So nimmt die Leber die Glucose aus
dem Darmvenenblut auf und sorgt für eine geregelte Abgabe
an den restlichen Körper.
Die Leber speichert überschüssige Glucose in Form
von Glykogen und gibt sie bei Bedarf wieder ab. Im Hungerzustand
kann die Leber Glucose aus anderen Nahrungsbestandteilen selbst
herstellen. Durch die Kontrolle über andere Hormonsysteme,
die den Blutzucker steuern (z.B. Insulin) wird der Blutzuckerspiegel
unabhängig von der Nahrungszufuhr konstant gehalten. Auch
der Eiweißstoffwechsel wird entscheidend von der Leber
beeinflusst. So werden die Eiweißbestandteile im Darmvenenblut
für die Herstellung verschiedener Eiweißkörper
bzw. zur Synthese der Grundgerüste für Hormone oder
dem roten Blutfarbstoff genutzt.
Die Leber ist für den Energiehaushalt des Körpers
lebensnotwendig.
Die Leber gewinnt Energie aus Fetten und wandelt sie in Speicherfett
um. Zusätzlich kann die Leber aus diesen Fetten die Grundgerüste
für die Herstellung von Cholesterin, Hormon- und Gallensäuren
nutzen.
Die Leber als Speicher-
und Immunorgan
Die Leber ist ein wichtiger Vitaminspeicher und ermöglicht
durch gezielte Bereitstellung von Vitamin-transportierenden
Hormonen deren Verteilung. Lebenswichtige Spurenelemente, wie
Eisen, Kupfer, Zink und Mangan werden ebenfalls in der Leber
gespeichert und bei Bedarf durch entsprechende Transportproteine
in den Körper freigesetzt.
Als immunologisch aktives Organ verfügt die Leber über
eine Reihe von Abwehrmechanismen gegen Viren und Bakterien,
die sie entweder vom Darm oder über den großen Kreislauf
erreichen. Aber auch die Erkennung und Elimination von Tumorzellen
gehört zu ihren Aufgaben.
Prof. Dr.
Thomas Frieling
Klinikum Krefeld
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