Die Leber und ... Hepatitis A
Privat Dozent Dr. Anton Gillessen
Herz-Jesu-Krankenhaus, Münster

Infektion
Die Hepatitis A (HAV) ist eine weltweit, besonders in den Tropen, aber auch im nahen und mittleren Osten, ganz Afrika, Asien, Süd und Mittelamerika verbreitete Virusinfektion der Leber.
Die Viren werden mit dem Stuhl ausgeschieden und die Infektion wird dann vom Mensch zu Mensch "fäkal-oral" durch engen Kontakt (Berührung), durch die Nahrung (z.B. Muscheln), durch infiziertes Wasser oder nichtgekochte Speisen übertragen. In den genannten Regionen haben mehr als 90 % der Bevölkerung die Erkrankung, meist im Kindes- oder Jugendalter, durchgemacht.

Symptome
Die Erkrankung verläuft besonders bei Kindern häufig unbemerkt oder sehr mild. Nach einer Inkubationszeit von ca. zwei Wochen bis zwei Monaten, in denen die Viren unbemerkt im Körper sind kommt es aber besonders bei Erwachsenen im akuten Stadium zu Beschwerden einer Allgemeininfektion (z.B. Fieber, Schwäche, Übelkeit, Durchfall).
Die Hepatitis A ist zu Beginn ansteckend und besondere Hygienemaßnahmen (eigene Toilette, Händedesinfektion nach jedem Stuhlgang) sind erforderlich. Nach Eintritt der typischen Gelbverfärbung der Haut (Gelbsucht = Ikterus), die übrigens nicht bei jeder Erkrankung auftritt, ist die Ansteckungsgefahr innerhalb weniger Tage nicht mehr vorhanden.
Todesfälle an Hepatitis A allein sind extrem selten. Eine hohe Zahl von Erkrankungen verläuft unbemerkt, zum großen Teil auch in der Kinder- oder Jugendzeit, und hinterlässt einen lebenslangen Schutz (keine Impfung notwendig!).

Diagnose
Zur Untersuchung auf Hepatitis A gehören, falls möglich:

  • ärztliche Untersuchung, Fieber messen, Urinfarbe (dunkel), Stuhlfarbe (hellgelb-weißgrau)
  • Ultraschalluntersuchung (Leberveränderung oder Gallestau)
  • Blutlaborwerte: Blutbild, Blutsenkung, Leberwerte (GOT, GPT, y -GT, AP, Bilirubin ges.)
  • ggf. weitere Untersuchungen (Hepatitis B, C, E, Malariateste, Kupfer im Urin, Ferritin im Serum)

Zum Nachweis einer Hepatitis A gehören Antikörpernachweise im Blut:

  • Antikörper vom IgM-Typ beweisen die frische Infektion
  • Anti-HAV IgG ist das Zeichen einer durchgemachten Infektion
  • Stuhluntersuchungen auf HAV sind allermeist überflüssig

Therapie
Eine spezifische Therapie bei dieser Viruserkrankung gibt es nicht.
Jedoch können auch hier, wie bei jeder anderen Virusinfektion, symptomatische Therapien den Patienten ganz wesentlich entlasten (Flüssig-keitsgabe, ggf. als Infusion, leichtverdauliche Diät, im akuten Stadium streng kein Alkohol). Medikamente, die möglicherweise leberschädigende Wirkung haben, sollten gemieden werden.
Zur medizinischen Kontrolle gehören neben allgemeinmedizinischen Untersuchungen auch die Kontrolle der Laborwerte, insbesondere der Leberwerte, die über Wochen abfallen bis sie nach meist 6 Monaten gänzlich Normalwerte erreicht haben. Chronische Hepatitis-A-Infektionen sind nicht zu befürchten und die Erkrankung heilt in über 98 % der Fälle folgenlos aus. Der Antikörpernachweis (IgG) weist dann lebenslang auf die durchgemachte Infektion hin ohne das dies Krankheitswert hat.

Prophylaxe und Impfung
Zur Prophylaxe gegen Hepatitis A sind inzwischen sehr gute Impfstoffe verfügbar, die einen mindestens 10 Jahre, vermutlich aber lebenslang anhaltenden Schutz hinterlassen, wenn das Impfprogramm nach folgenden Vorgaben durchgeführt wird:
Zunächst eine Injektion, dann je nach Präparat erneut nach 6-12 Monaten eine zweite Injektion. Die erste Injektion hinterlässt einen vollständigen Schutz, der aber zeitlich auf ein ½ bis 1 Jahr befristet ist.
Ggf. ist die Impfung gegen Hepatitis A + Hepatitis B durch die Gabe eines Kombinationsimpfstoffes möglich, der wegen der Hepatitis B-Komponente dreimal geimpft werden muss (2. Impfung nach 4 Wochen, 3. Impfung nach 6 - 12 Monaten).
Die Impfstoffe werden gut bis sehr gut vertragen und können mit allen anderen Impfstoffen, die reisemedizinische Wichtigkeit haben, gleichzeitig verabreicht werden. Jüngst ist für die Reisemedizin ein Kombinationsimpfstoff mit dem Typhusimpfstoff auf den Markt gekommen.

Da viele, die eine Auslandsreise planen, nicht wissen, ob bei ihnen Schutz vorliegt, gilt folgende Regel: Ab dem 50. Lebensjahr soll man mit einem Antikörpertest aus dem Blut klären, ob schon natürlich erworbener Schutz besteht.

Bei Nachweis von schützenden Antikörpern ist eine Impfung nicht gefährlich, aber überflüssig. Eine Antikörperkontrolle nach erfolgter Impfung ist wegen des sehr guten Ansprechens (>98 %) nicht erforderlich.
Allgemeine Prophylaxe gegen Hepatitis A besteht im Vermeiden von entsprechend infizierten Nahrungsmitteln oder Trinkwasser bzw. deren Aufbereitung: nach dem Kochen sind Trinkwasser und Nahrungsmittel sicher frei von Hepatitis A-Virus.
Umgang mit Hepatitis A-Kranken:
Direkten Umgang mit Hepatitis A-Kranken sollten nach Möglichkeit nur Personen haben, die gegen Hepatitis A geimpft sind oder einen natürlichen Schutz besitzen.
Aber auch diese sollten folgende Regeln kennen und beachten bzw. für ihre Beachtung sorgen:
Ausgeprägte Hygiene, insbesondere im Toilettenbereich, da die Hepatitis A-Viren beim Kranken durch den Stuhlgang ausgeschieden werden.

Also:

  •   häufig und gut Hände waschen
  •   desinfizierende Seife
  •   Bürste
  •   für den Kranken oft frische Handtücher
  •   eigene Toilette

Privat Dozent Dr. Anton Gillessen
Herz-Jesu-Krankenhaus, Münster

 

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