Dr. Jutta Ullrich
niedergelassene Internistin & Gastroenterologin, Krefeld
Vorkommen
Die Hepatitis B ist mit weltweit mehr als 300 Millionen
Infizierten eine der häufigsten Infektionskrankheiten.
Die Mehrzahl der Infektionen betrifft die Länder der dritten
Welt wie Afrika Südamerika und Asien, aber auch in Deutschland
werden 6000 Neuinfektionen pro Jahr gemeldet und aufgrund der
epidemiologischen Daten müssen wir von 500.000 chronischen
Virusträgern in der Bundesrepublik ausgehen; dies entspricht
ca. 0,5 % der Bevölkerung.
Für eine Stadt wie Krefeld mit ca. 250.000 Einwohnern bedeutet
dies ca. 1.250 Virusträger.
Übertragungswege
Die Übertragung des Hepatitis-B-Virus erfolgt durch
BIut- oder Blutprodukte, aber auch durch Geschlechtsverkehr.
Die in der Vergangenheit häufige Übertragung durch
verunreinigte Blutkonserven ist in Deutschland und in den Ländern
der westlichen Welt seit einigen Jahren weitgehend auszuschließen,
da in jeder Blutbank die Spender sehr genau auf eine evtl. Infektion
mit Hepatitis B-Virus (natürlich auch Hepatitis C-Virus
und HIV-Infektion) untersucht werden.
Eine Übertragung von der Mutter auf das Kind bei der Geburt
ist möglich (das Risiko in Deutschland allerdings ist durch
entsprechende Überwachung der Schwangeren und der aktiv-passiv
Impfung der Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt erheblich
reduziert). Verunreinigte, gemeinsam benutzte Nadeln bei intravenösem
Drogenmissbrauch können eine Infektionsquelle sein, ebenso
wie Geschlechtsverkehr mit einem Virusträger.
Maßnahmen wie Piercing, Tattoo, auch Maniküre, Pediküre
und Rasur beim Frisör bergen bei unsachgemäßer
Anwendung zumindest Infektionsrisiken.
Aber auch Reisen in ferne Länder bergen Risiken, wenn man
dort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen muss, da nicht
überall sichere Einweg-Nadeln und Spritzen zur Verfügung
stehen.
Deshalb ist es sinnvoll, Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Impfung
Eine Impfung gegen Hepatitis B ist möglich, die Risiken
der Impfung sind so gering, dass sie im Vergleich zum Gewinn
eines sicheren Schutzes vor einer Infektion zu vernachlässigen
sind (lokale Rötung und Schwellung der Haut an der Einstichstelle).
Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie für
Personen, für die ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht,
werden die Kosten der Impfung von den Krankenkassen übernommen.
Für einen ausreichenden Impfschutz sind drei Impfungen
in definierten Zeitabständen erforderlich.
Akute Hepatitis B
Die akute Hepatitis B verläuft in etwa 70% der Fälle
ohne das typische Krankheitszeichen der Gelbsucht.
Häufige, uncharakteristische Allgemeinsymptome sind Müdigkeit,
Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Gewichtsverlust,
Gelenkbeschwerden, Kopfschmerzen, Druckgefühl im rechten
Oberbauch.
Seltener (ca. 30%) entwickelt sich in der 2. bis 6. Woche nach
erfolgter Infektion die typische Gelbfärbung der Haut und
Bindehäute mit heller Verfärbung des Stuhls und dunkler
(bierbrauner) Verfärbung des Urins, häufig begleitet
von Juckreiz.
Meist (bei ca. 90% der Patienten) heilt die Erkrankung spontan
innerhalb von ca. 6 Wochen aus.
Die Diagnose der Hepatitis erfolgt durch spezielle Laboruntersuchungen,
die im Verlauf der Erkrankung wiederholt bestimmt werden und
am Ende auch deren Ausheilung anzeigen.
Chronische Hepatitis
B
In ca. 10% der Fälle kommt es nicht zu einer spontanen
Heilung der Erkrankung, sondern es entwickelt sich eine chronische
Entzündung der Leber.
Die Krankheitszeichen dieses chronischen Stadiums sind immer
uncharakteristisch:
Oberbauchdruck, Leistungsminderung, Appetitminderung, Übelkeit,
Blähungen, Neigung zu Durchfall sind häufig berichtete
Krankheitserscheinungen.
Diese chronische Erkrankung verläuft häufig milde,
in ca. 10% der Fälle ist aber mit einem schweren Verlauf
mit Übergang in eine Leberzirrhose zu rechnen.
Für diese Patientengruppe ist zudem mit einem erhöhten
Risiko des Leberzellkrebs zu rechnen.
Bei Infektion
im Säuglings- oder frühen Kindesalter - wie sie zum
Beispiel in Südosteuropa noch häufiger vorkommt-,
entwickelt sich häufig ein sog. gesunder Virusträger
(Carrier-Status):
Die infizierte Person entwickelt eine lmmuntoleranz für
das Virus, dies bedeutet, dass das Virus sich weiterhin vermehrt
und im Blut zirkuliert es aber nicht zu einer Leberentzündung
führt.
Diese Menschen sind gesund, sie haben keine Leberentzündung,
damit euch kein erhöhtes Risiko für eine Leberzirrhose
oder Leberzellkrebs, aber sie sind infektiös und damit
potentielle Virusüberträger.
Dr. med. Jutta Ullrich
niedergelassene Gastroenterologin, Krefeld
Anmerkung:
Das von Frau Dr. Ullrich hier angesprochene Medikament
ist mittlerweile zugelassen.
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